Induzierte pluripotente Stammzellen – Perspektiven und Herausforderungen
Wie man spezialisierte Körperzellen in pluripotente Stammzellen zurückverwandeln kann, wurde 2006 entdeckt. Schon sechs Jahre später wurde diese Entdeckung mit einem Medizinnobelpreis ausgezeichnet. Denn solche induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) eröffnen unerschlossene Horizonte für die Diagnostik und Therapie insbesondere degenerativer Erkrankungen. Deshalb zählt die Weiterentwicklung der iPSC-Technologie heute zu den dynamischsten Feldern der medizinischen Forschung. Von besonderem Interesse ist die Frage, wie sich iPSC-Zellen am besten in gewünschte Körperzellen umprogrammieren lassen. Einen neurologisch außerordentlich bedeutenden Beitrag zu deren Beantwortung hat Dr. Volker Busskamp vom Zentrum für Regenerative Therapien Dresden geleistet. Bei dem Perspektivengespräch, zu dem das House of Pharma & Healthcare am Dienstag, 27. Juni, nach Marburg einlud, hat er über aktuelle Perspektiven und Herausforderungen der iPSC-Forschung sprechen.
Volker Busskamp und seinem Team ist es in ihrem Labor gelungen, aus iPS-Zellen, die menschlichem Bindegewebe entstammen, durch die Insertion von nur zwei Transkriptionsfaktoren innerhalb von vier Tagen bipolare Nervenzellen von bisher unerreichter Reinheit herzustellen. Solche Zellen sind elementare Bestandteile unserer Sinnesorgane. Werden sie im Reagenzglas zu künstlichen Schaltkreisen zusammengefügt, können sie der Forschung als Modelle neuronal verursachter Erkrankungen wie Alzheimer oder der Netzhautdegeneration Retinitis pigmentosa dienen. Gegen diese Erblindungskrankheit hat Dr. Busskamp bereits Gentherapien entwickelt, für die er in diesem Jahr mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstädter-Nachwuchspreis geehrt wurde. Nun arbeitet Busskamp daran, die in der Neurogenese paradigmatisch erprobte Synthese von Bioinformatik und Stammzellforschung systematisch auf die Genese anderer Körperzellen auszudehnen. Wie weit der Weg zu erfolgreichen medizinischen Anwendungen noch ist, welche Hürden dabei zu überwinden und welche ethischen Aspekte dabei zu bedenken sind, wird er in seinem Vortrag thematisieren.