Impulse für eine Weiterentwicklung der Finanzierungsgrundlage der GKV
Dank der gesetzlichen Krankenversicherung können in Deutschland alle Menschen am medizinischen Fortschritt teilhaben. Dieser Fortschritt ermöglicht heute zum Beispiel die aussichtsreiche Behandlung von Tumor- oder Viruserkrankungen, die noch vor 25 Jahren unheilbar schienen. Er ist für die Krankenkassen mit steigenden Ausgaben verbunden, die proportional zum Krankheitsrisiko ihrer Versicherten sind. Um die diesbezüglichen Unterschiede finanziell auszugleichen, gibt es in Deutschland den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) der gesetzlichen Krankenkassen. In seiner derzeitigen Form sei dieser aber fehlerhaft und gefährde die Stabilität des deutschen Gesundheitssystems, argumentieren insbesondere die Ersatzkassen. Einer ihrer prominentesten Vertreter, Prof. Christopher Straub, der Vorstandsvorsitzende der BARMER, sprach darüber beim vergangenen Perspektivengespräch des House of Pharma & Healthcare unter dem Titel „Impulse für eine Weiterentwicklung der Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Krankenversicherung“.
Die Krankheits- und Versorgungskosten variierten regional in Deutschland zum Beispiel erheblich, meint Straub. Der Morbi-RSA richte sich aber nach den Durchschnittskosten für ganz Deutschland. Auch schlüssele er seine Zuweisungen bevorzugt nach der Häufigkeit von Volkskrankheiten wie z.B. Diabetes auf. Seltenere Krankheiten mit individuell sehr hohen Kosten wie z.B. Hepatitis C würden dagegen vernachlässigt. Diese und andere Konstruktionsfehler führten zu einer milliardenschweren Bevorzugung der Allgemeinen Ortskrankenkassen, während sie etwa den Ersatz- und Betriebskrankenkassen hohe Verluste bescherten. Deshalb begrüße er die im Koalitionsvertrag geäußerte Absicht der Bundesregierung, sie wolle „den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich mit dem Ziel eines fairen Wettbewerbs weiterentwickeln“.