Der Himmel ist nicht nur über Boston blau

HEAP-Projekt sorgt für passgenaue Partnerschafen zwischen Start-Ups und Big Pharma

Wie kann man den Wissens- und Technologietransfer zwischen Start-ups und Großunternehmen im Gesundheitsbereich in Europa verbessern? Diese Frage wurde in einem von der Hessen Trade & Invest GmbH veranstalteten Workshop exemplarisch durch die Vorstellung der Initiative Health Axis Europe Partnering (HAEP) beantwortet. Es handelt sich dabei um ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Internationalisierung von Spitzenclustern gefördertes Projekt. Auf deutscher Seite wird es von Akteuren aus dem Rhein-Neckar- und Rhein-Main- Gebiet getragen, die mit internationalen Partnern in Belgien, Dänemark und den Niederlanden kooperieren. „Wir kombinieren persönliches Scouting mit der Effizienz einer Online-Plattform“, sagte HAEP-Projektmanagerin Dr. Britta Unruhe-Knauf vom Cluster für individualisierte ImmunIntervention in Mainz. „Unser Ziel ist es, einen optimalen Match zwi - schen Projektvorschlägen von Start-ups und Suchprofilen von Großunternehmen herzustellen.“

In Richtung auf dieses Ziel sei HAEP bereits in seinem ersten Jahr erfolgreich unterwegs, berichtete Professor Heike Wieland, Director External Ecosystem R&D bei Sanofi-Aventis Deutschland. Zwar pflege man im deutschen R&D Hub ihres Unternehmens bereits 47 externe Partnerschaften, dennoch habe man gerne an der Evaluierungsphase dieses europäischen Projektes teilgenommen, auch um zu zeigen, „dass der Himmel nicht nur über Boston blau ist“. Für die Frankfurter Hauptindikationsgebiete Diabetes und Immunologie habe man Suchprofile formuliert, die Wünsche undAnforderungen an potentielle Partner spezifizierten. Als Resultat habe man von HAEP eine vorausgewählte Longlist mit 90 qualitativ ausgezeichneten Vorschlägen erhalten. 20 unternehmensinterne Evaluatoren weltweit seien dann daran beteiligt gewesen, daraus eine Shortlist zu destillieren. „Das ist ein Zeitinvestment, aber es hat sich gelohnt“, sagte Wieland. „Einige zu uns passende Vorschläge besprechen wir mit ihren Initiatoren persönlich, zwei davon schon intensiv, bei einem verhandeln wir gerade die Details für eine Zusammenarbeit. Das spricht für sich!“ Für die Zukunft wünscht sich Wieland allerdings eine stärkere internationale Beteiligung, vor allem aus Großbritannien und Skandinavien. Denn derzeit komme der „Löwenanteil“ innovativer Vorschläge von deutschen Start-ups. Überdies favorisiere sie anwendungsbezogene Projektvorschläge, die bereits das Frühstadium der Arzneimittelentwicklung erreicht hätten. „Wir brauchen nicht so viele technologiegetriebene Proposals.“

Ein Plus für die Visibilität innovativer Konzepte

Positive Erfahrungen mit der Suche nach Partnern für seine Technologie über die HAEP-Plattform hat Dr. Christoph Antz als Chef der fünfköpfigen Velabs Therapeutics gemacht, einer Ausgründung des Europäischen Molekularbiologischen Laboratoriums (EMBL) in Heidelberg. Velabs hat ein neues Verfahren zum schnellen funktionellen Screening von therapeutischen Antikörpern entwickelt, auf dessen Basis es eine eigene Pipeline von Antikörpern gegen ausgewählte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und Ionenkanäle aufbaut, für deren Nutzung es mit Pharmaunternehmen kooperieren will. „Wir haben bereits ein fruchtbares Treffen mit Boehringer Ingelheim gehabt, nachdem wir unser Profil Anfang des Jahres auf die HAEP-Plattform gestellt haben“, sagte Antz. Das Scouting der HAEP-Projektmanager sei auf allen Stufen des Prozesses sehr professionell gewesen. „HAEP bietet kleinen Firmen im frühen Partnering definitiv einen Gewinn, indem es ihre Visibilität bei Big Pharma erhöht.“ Die HAEP-Plattform versammelt bereits mehr als 800 Start-ups. Zunehmend sollen auch akademische Institute integriert werden, um ihnen die Translation ihrer Projekte zu erleichtern.